Musikinstrumente und die Wirkung auf die Psyche

Rasseln und andere Rhythmusinstrumente sind die ältesten Musikinstrumente der Welt. Der frühe Mensch konnte sie direkt aus der Natur entnehmen und Naturgeräusche und Naturrhythmen nachahmen. Die ältesten Blasinstrumente sind etwa 35.000 Jahre alte Flöten aus Vogelknochen. Spätestens in der jüngeren Altsteinzeit entdeckte der moderne Mensch die Möglichkeit, mit selbstgefertigten Instrumenten Melodien zu erschaffen.

Die Rhythmusinstrumente der früheren Zeit konnten lediglich Begleitinstrumente sein, die zum Summen, Singen, Klatschen oder Tanzen anregten. Flöten stellten einen kulturellen Durchbruch dar. Sie stehen am Beginn einer völlig neuen Form der Bewusstwerdung, der Ausdrucksmöglichkeit und des Zusammenlebens. Melodien eroberten die frühen menschlichen Gemeinschaften, zunächst vermutlich im religiösen Rahmen zu rituellen Zwecken.

Musik wirkt auf den Körper und auf die Psyche

Musik lenkt die Emotionen. Sie heitert uns auf oder lässt uns weinen. Sie macht uns nachdenklich oder berauscht. Sie bringt uns zum Mitsingen und zum Tanzen. Musik hat außerdem eine Wirkung auf den Körper. Der Herzschlag verändert sich und unsere Muskeln verändern die Art und Weise ihrer Kontraktion. Der Blutdruck sinkt oder steigt und die Atemfrequenz verändert sich. Auch die Hormonausschüttung über die Nebenniere und die Hypophyse wird durch Musik beeinflusst. Die Hormone wiederum beeinflussen unsere Stimmung. Diese körperlichen Veränderungen lassen sich messen.

Laute und schnelle Musik vermehrt den Adrenalinausstoß. Adrenalin wirkt anregend und energetisch. Ruhige und sanfte Musik produziert Noradrenalin und bewirkt das Gegenteil. Sie wirkt stressreduzierend und entspannend. Ruhige Musik erhöht den Anteil von Beta-Endorphinen im Körper. Diese sogenannten Glückshormone werden in der Schmerztherapie eingesetzt. Musik kann also schmerzkontrollierende Wirkung haben.

Ebenso lässt sich der Einfluss der Musik auf die Psyche nachweisen. Im Großhirn beeinflusst sie unser Bewusstsein und im limbischen System verändert sie unsere Gefühle. Wir wählen normalerweise die Art von Musik, die unsere aktuelle Stimmung widerspiegelt. Die Klänge spiegeln also unsere Gefühle. Ebenso können Musikinstrumente unsere Emotionen in Klänge verwandeln, indem sie unseren Gefühlen Ausdruck verleihen. Musik ist Schwingung. Sie kann unsere innere Grundstimmung aufgreifen und in Einklang bringen. Dadurch liegt der Musik von je her eine Spiritualität zugrunde.

Wie wirken Musikinstrumente auf die Psyche?

Während des Corona-Lockdowns 2020 wurde eine Studie zum Thema Musik und psychische Gesundheit durchgeführt. Fazit: Wer ein Musikinstrument spielt, hat weniger psychische Probleme als andere. Es handelte sich um eine britische Studie, die von dem Musik-Streamingdienst Spotify in Auftrag gegeben wurde. Zwei verschieden Gruppen von Musizierenden wurden untersucht. In der ersten Gruppe ging es um die positiven Langzeiteffekte des Musizierens auf die mentale Verfassung. In der zweiten Gruppe wurde untersucht, ob sich das Erlernen eines Musikinstrumentes in einer Krisensituation positiv auf die mentale Gesundheit auswirkt.

Im Rahmen dieser Studie ließ Niall Breslin, Sänger der Band The Blizzards, 400 Ukulelen an die zweite Gruppe verteilen. Die 400 Teilnehmenden hatten angesichts des Lockdowns allesamt mit psychischen Problemen zu kämpfen. Sie lernten per Video das Ukulele-Spielen und sollten später gemeinsam musizieren. Alle Teilnehmenden berichteten anschließend, dass ihnen das Erlernen des Instruments gute Laune bereitete.

Die erste Gruppe beherrschten ihr Instrument schon länger und spielten es regelmäßig. Die Befragung ergab, dass sich 89 Prozent gut fühlen, weil sie ein Musikinstrument spielen. 56 Prozent sagten, dass sie dadurch entspannen. 48 Prozent fühlen sich zufriedener. 43 Prozent beruhigt es, Musik zu machen. 75 Prozent der Befragten greifen vor allem dann nach ihrem Instrument, wenn sie gestresst sind oder Sorgen haben. Fazit: Das Spielen von Musikinstrumenten macht glücklicher.

Rhythmen und Schwingungen

Schon vier Monate vor der Geburt nimmt der Embryo Rhythmen wahr, den Herzschlag der Mutter, ihre Schritte oder ihren Atem. Schlag- und Rhythmusinstrumente können intuitiv gespielt werden. Es braucht keine Einführung in die Technik. Deswegen sind diese Instrumente die ersten der Menschheit und die ersten, die ein kleines Kind verwenden möchte.

Trommeln, Rasseln, Glocken, Xylofone oder Zimbeln rühren an den ältesten und tiefgründigsten Wurzeln des Menschseins. Ihr rhythmischer Gebrauch wirkt meditativ und damit positiv auf die Psyche. Meditation reduziert Ängste, Stress und innere Unruhe. Geist und Psyche entspannen und werden gelassener. Das Körpergefühl wird gestärkt und positives Denken gefördert.

Schon im Alten Testament wird auf die therapeutische Wirkung von Musik hingewiesen. David fungierte wie ein früher Musiktherapeut, der mit seinem Zither- bzw. Harfe-Spiel Sauls düstere Gedanken vertreibt und von seinen Depressionen heilt. Folgendes ist zu lesen: „Wenn nun der Geist Gottes über Saul kam, so nahm David die Harfe und spielte mit seiner Hand; so erquickte sich Saul, und es ward besser mit ihm, und der böse Geist wich von ihm.“ (1. Sam 16,23)

Das Schwingen der Töne beim Spielen von Saiteninstrumenten wie einer Harfe, Gitarre oder Zither bewirkt eine starke Resonanz bei den Musizierenden und den Zuhörenden. Die Schwingungen breiten sich im Raum aus und erfassen den ganzen Körper. Wir wissen, dass die Atome schwingen, in den menschlichen Zellen ebenso wie im gesamten Universum. Aus diesem Grund hatte die Musik schon in den frühen Hochkulturen eine außerordentlich wichtige Bedeutung. Die Menschen fühlten diese Schwingungen schon immer, der frühe Mensch ebenso wie der noch ungeborene. Musik verbindet die diesseitige mit der göttlichen oder unergründlichen Welt und bringt die Menschen in Einklang und in Resonanz mit dem Universum.